Balintgruppe für Ärzte

Infos zur Balintgruppe, einem Fortbildungsangebot für Ärzte! 

Nach 23 Jahren als Balintgruppenleiterin biete ich keine Gruppe mehr an, lege Ihnen aber das Angebot der deutschen Balintgesellschaft ans Herz, damit Sie die Balintgruppe als wichtiges Instrument für eine gute Patientenversorgung und eigene Psychohygiene nutzen können.

Was ist eine Balintgruppe?
Die Balintgruppe ist ein Instrument, eine beruflich schwierige Beziehung besser erkennen und damit verändern zu können. Der Name ist auf den Gründer Dr. Michael Balint zurückzuführen, einen Arzt und Psychoanalytiker, der in den 50iger Jahren  mit Hausärzten Beziehungs- und Interaktionsanalysen vornahm. 


Was sind die theoretischen Grundlagen der Arbeit? 
Zunächst ist an dieser Stelle ein kurzer Exkurs in psychoanalytische Theorie und Begrifflichkeit notwendig: Kurz gesagt sind drei Phänomene für unsere Betrachtung maßgeblich, nämlich Übertragung, unbewusster Konflikt und Widerstand.
Als Übertragung bezeichnet man das Vorgehen, die mit einer wichtigen Bezugsperson (Eltern) gemachten Erfahrungen auf jemand anders zu übertragen, ohne dass eine genauere Überprüfung stattgefunden hätte.  Übertragung ist ein verbreitetes Phänomen und wird dann problematisch, wenn sich ein unbewusster Konflikt hinzugesellt. Dann kommt es zu einer zunehmenden Verringerung des Realitäts-/ Emotionalitäts- Abgleichs mit unangemessenen emotionalen Reaktionen und daraus resultierenden Beziehungsstörungen. Da der Konflikt unbewusst ist, kann er nicht  in einem schmerzhaften Prozess erkannt werden. Um diesen Schmerz zu vermeiden, bietet die Seele Widerstand auf, wenn der Konflikt bewusst zu werden droht. Somit ist der Widerstand sowohl ein das Seelenleben schützendes Phänomen, wie auch eines, das sich der seelischen Reifung entgegenstellt. In der Balintgruppe bilden sich Widerstand, Übertragung und unbewusster Konflikt ab, können spürbar und benennbar werden. 


Was passiert in der Gruppe?
Ein Fallbericht wird von einem Gruppenteilnehmer (Referent) kurz dargestellt, die anderen Gruppenteilnehmer können nachfragen, dann darf der Referent die Beobachterrolle einnehmen und kann verfolgen, welche Gefühle, Phantasien, Hypothesen, Konflikte, Übertragungen und Widerstände in der Gruppe durch den Bericht ausgelöst wurden. Je besser es gelingt, sich ” in die Schuhe des Patienten zu stellen “, desto deutlicher tritt hervor, was er braucht, um seinen  unbewussten Konflikt lösen zu können. Damit einher geht oft ein Stimmungswechsel der Gruppenteilnehmer und des Referenten, die Beziehung wieder aktiver gestalten zu können. Pro Abend wird eine Falldarstellung in 90 Minuten bearbeitet. 


Muss eine Falldarstellung vorbereitet werden?
Der Referent berichtet aus der Erinnerung beziehungsrelevante Aspekte, eine schriftliche Ausarbeitung oder das Mitbringen von Karteikarten ist überflüssig.


Was erwartet mich als Teilnehmer?
Aufgrund der Tätigkeit unserer Spiegelneurone kommen die Teilnehmer mit den Gefühlen des vorgestellten Patienten und des Referenten in Kontakt, die sich entweder direkt als Gefühl oder auch als Körperwahrnehmung oder als bildhafter Einfall manifestieren. Nach dem Vortrag des Referenten werden diese Reaktionen als Erstes in der Gruppe zusammengetragen. Im Weiteren geht es darum, sowohl tiefer in die Emotionalität des Patienten einzutauchen (manchmal helfen dabei Rollenspiele) als auch darüber zu reflektieren. Letztendlich erfolgt dadurch eine bessere Vernetzung cortikaler und limbischer Neurone. Insofern können sich Teilnehmer durch Balintarbeit verändern und interpersonell kompetenter werden. 


Gibt es Regeln?
Zunächst gilt wie üblich die Schweigepflicht über in der Balintgruppe erfahrene Daten. Außerdem gibt es die Besonderheit, dass der Referent nach der Fragerunde nicht mehr angesprochen werden soll, damit Beobachtungen, Emotionen und Perspektivenwechsel ablaufen können, ohne durch Einwürfe gestört zu werden.


Was tut die Gruppenleitung? 
Die Gruppenleitung sorgt für die Einhaltung dieser Regeln, focussiert auf der Beziehungsdiagnostik unter Bewusstmachung von Übertragung, Konflikt und Widerstand und schafft strukturierte Rahmenbedingungen.


Wozu nützt die Balintarbeit?
Schwierige Kontakte können besser verstanden werden. Dadurch wird es möglich, mit den Patienten besser umzugehen. Dies dient auch der Gesunderhaltung des Arztes.

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